Unübersetzbare deutsche Wörter

    Wörterbuch - manche deutsche Wörter sind unübersetzbar
    © Petko Danov/istock.com
    Von Guillaume Horst

    In den letzten Jahren sind sie ein Internet-Hype geworden: Listen von Wörtern, die angeblichwie man sagtangeblich nur im Deutschen existierenhier: da sein; benutzt werdenexistieren. Man findet sie in das soziale Netzwerk -ehier: Internetportal das die Möglichkeit anbietet Informationen über sich selbst im Internet zu publizieren und Kontakte mit anderen zu habensozialen Netzwerken, auf humoristischen Online-Plattformen und manchmal werden sie auch von deutschen Sprachlern-Instituten teilenhier: auf ihrer Internetseite zeigengeteilt. Diese Listen sollen zeigen, wie toll, komisch oder verrückt die deutsche Sprache ist. Aber gibt es im Deutschen wirklich unübersetzbarso, dass man etwas nicht übersetzen kannunübersetzbare Wörter?

    Das kommt darauf an …Wichtig dabei ist …Das kommt darauf an, wie man übersetzen definierenhier: offiziell erklären, was … bedeutetdefiniert“, sagt Susanne Borgwaldt, Linguistin an der Universität Bamberg. „Es gibt aber definitiv Wörter, die man nicht mit einem einzigen Wort übersetzen kann.“ Man braucht dann mehrere Wörter oder sogar≈ auchsogar einen ganzen Satz, um den „unübersetzbaren“ der Begriff, -eWortBegriff zu erklären.

    Ein Beispiel ist das Wort Schadenfreude. In den meisten Sprachen findet man keinen einzelnen Ausdruck, um es zu übersetzen. Man muss Schadenfreude also als „Die Freude, die man fühlt, wenn anderen Menschen etwas Schlechtes passiert“ beschreiben. solche (-r/-s)von der genannten KategorieSolche Wörter finden manchmal auch einen Platz in anderen Sprachen, sie werden also als Lehnwörter benutzt. Auch englische Muttersprachler, die nie Deutsch gelernt haben, sprechen deshalb manchmal von Schadenfreude – dieses Gefühl kennen nämlich nicht nur die Deutschen.
     

    Jede Sprache hat Begriffe, die man in anderen Sprachen nicht mit einem einzigen Wort ausdrücken kann.


    Laut Borgwaldt …Wie Borgwaldt sagt …Laut Borgwaldt sind unübersetzbare Wörter aber kein speziell deutsches Phänomen. „Jede Sprache hat Begriffe, die man in anderen Sprachen nicht mit einem einzigen Wort ausdrücken kann“, sagt die Professorin. So kennt das Türkische einen Ausdruck für den Schein, den das Mondlicht auf dem Meer hinterlassenhier: ≈ zurücklassenhinterlässt: yakamoz. Die Japaner bezeichnen alsnennenbezeichnen das Sonnenlicht, das durch die Blätter eines Baumes brechenhier: ≈ scheinenbricht, bezeichnen alsnennenals komorebi.

    Dass im Internet trotzdem speziell über die deutschen die Besonderheit, -enhier: ≈ spezielle SacheBesonderheiten diskutiert wird, könnte an der deutschen Grammatik liegen: Im Deutschen kann man Komposita bildenhier: machen; formenbilden, also zwei oder mehr Substantive zu einem Wort zusammenfügenaus zwei oder mehr Teilen ein Ganzes machenzusammenfügen. So reichenhier: genug seinreicht oft ein längerer Begriff, der aus mehreren Nomen besteht, um eine komplizierte Sache zu beschreiben. Die meisten anderen Sprachen brauchen dafür mehrere Wörter. Auch Schadenfreude ist so ein Kompositum: Sowohl der Schaden als auch die Freude sind Wörter, die auch allein stehen können.

    generellhier: ≈ normalerweiseGenerell können diese „unübersetzbaren“ Wörter einigesvieleseiniges über die spezifische Kultur sagen. „Wenn eine Sprache für etwas Kompliziertes nur ein Wort hat, ist das sprachökonomisch. Das mache ich nur, wenn ich das Ganze ein bisschen häufigofthäufiger verwende“, erklärt Borgwaldt. „rückschließen aus≈ zu einem Ergebnis kommen durchDaraus kann man rückschließen aus≈ zu einem Ergebnis kommen durchrückschließen, dass dieses das Konzept, -eIdee; TheorieKonzept in dieser Kultur besonders wichtig ist.“

    So war zum Beispiel bei den alten Griechen die Liebe sehr relevant: Sie hatten drei verschiedene Wörter dafür: eros, die körperliche Liebe, philia, die geistig<=> körperlich; intellektuellgeistige Liebe und agape, die selbstlosso, dass man selbst keinen Vorteil hatselbstlose Liebe. „Mit so einer die DifferenzierungUnterscheidungDifferenzierung kann man sich in einem der Bereich, -eSektorBereich klarer ausdrücken“, sagt Borgwaldt. Sind die Deutschen also besonders schadenfreudige Menschen, weil sie ein spezielles Wort für dieses Konzept haben? So konkret will Borgwaldt das nicht sagen. „Aber man könnte sich zumindestwenigstenszumindest darüber streiten“, so die Linguistin.

    Nicht nur das Standarddeutsche hat spezielle Begriffe. Fast jeder Deutschlerner weiß: Zwischen Alpen und Nordsee gibt es viele verschiedene Dialekte. Sie sich auszeichnen durchhier: deutlich zu erkennen sein alszeichnen sich durch Wörter sich auszeichnen durchhier: deutlich zu erkennen sein alsaus, die man in anderen Teilen Deutschlands nicht kennt. Haben Sie in einem Restaurant schon mal vom Spruz oder Schnitt gehört? Dann waren Sie wahrscheinlich in Franken, dem nördlichen Teil von Bayern. So nennt man dort nämlich das letzte Bier vor dem Heimgehen, wenn man davor schon mindestens ein Bier getrunken hat. Das Glas wird zu drei Vierteln gefüllt, und der Gast bekommt es zum halben Preis. Für dieses Wort gibt es nicht nur im Ausland keine direkte Übersetzung, sondern auch im Rest von Deutschland. Das zeigt, wie wichtig Bier und die Trinkkultur in diesem Teil der Republik sind.

    Ein anderes wichtiges Thema bei den Wörtern sind Gefühle. Viele unübersetzbare deutsche Wörter drücken einen Gefühlszustand aus. Die klassischen Begriffe wie Freude, die Trauergroße Traurigkeit, weil jemand gestorben ist oder weil man sehr enttäuscht istTrauer und Ärger haben den Deutschen also nicht gereicht. Sie mussten neue Ausdrücke entwickelnhier: sich überlegenentwickeln. Deutschland gelten alsnach Meinung vieler ... seingilt nicht umsonst gelten als …nach Meinung vieler ... seinals das Land der Dichter und Denker.

     

    Mehr unübersetzbare deutsche Wörter:

    19 Wörter, die es nur im Deutschen gibt