Der fliegende Maschinenbauer

    Mittel
    Flugmaschine
    © Everett Historical/shutterstock
    Von Barbara Kerbel

    Otto Lilienthal hebenhier: nach oben nehmenhebt die Arme, läuft ein Stückhier: eine kurze Distanzein Stück – und abspringenschnell laufen, sich plötzlich mit den Füßen stark vom Boden wegdrücken und springenspringt ab. Er fällt nicht. Sondern er schwebenlangsam durch die Luft fliegenschwebt. Ein Apparat mit der Flügel, -einer der beiden Körperteile, mit denen Vögel fliegen; hier: einer der beiden Teile am FlugapparatFlügeln aus Holz trägt ihn. Es ist das erste Mal, dass ein Mensch nur durch die Muskelkraftkörperliche Kraft (der Muskel,-n: elastischer Körperteil bei Mensch und Tier, um einen Teil des Körpers oder ein Organ zu bewegen)Muskelkraft und Aero­dynamik in der Luft bleibt. Otto Lilienthal fliegt. Dieser Moment im Sommer 1891 – das genaue Datum ist unbekannt – ist einer der wichtigsten in der die Entwicklung, -enhier: Entdeckung neuer Dinge und technische VerbesserungEntwicklung der die Luftfahrthier: alle Techniken, die das Fliegen möglich machenLuftfahrt. Der 43-jährige Ingenieur aus Berlin ist der erste Mensch, der in der modernen Bedeutung des Wortes fliegt.
     

     

    Otto Lilienthal ist der erste Mensch, der in der modernen Bedeutung des Wortes fliegt


    Zu diesem Zeitpunkt im Sommer 1891 liegen schon viele Jahre mit Experimenten hinter ihm. Schon als der Gymnasiast, -enSchüler, der auf ein Gymnasium gehtGymnasiast interessiert er sich sehr für die Frage, wie sich halten≈ bleibensich Vögel mit der Kraft ihrer Muskeln in der Luft sich halten≈ bleibenhalten können. Mit seinem Bruder Gustav beginnt er, erste Gedanken und Experimente zum Fliegen zu entwickeln. Genau  beobachtengenau ansehenbeobachten sie der Storch, Störchegroßer schwarz-weißer Vogel mit langen BeinenStörche und andere Vögel. Jahre später kauft er ein eigenes Haus mit großem das Grundstück, -eStück Land mit spezieller Lage und GrößeGrundstück in Berlin. Dort wird Lilienthal auch ein paar Jungstörche in seinem eigenen Garten haben.

    Als die Brüder mit ihren Experimenten beginnen, gibt es in der Entwicklung der Luftfahrt einen Trend. Es gilt das Prinzip „leichter als Luft“. Fast alle Experten glauben, dass der Mensch zum Fliegen Gase braucht, die leichter sind als Luft. So funktionieren zum Beispiel Zeppeline.

    Fliegen wie ein Vogel

    Otto und Gustav aber glauben an das Prinzip „schwerer als Luft“. Die Brüder sind sich sicher: Es ist möglich, sich durch Kraft und mit aerodynamisch geformten Flügeln in der Luft zu bewegen. Sie glauben: Wenn sie verstehen, wie Vögel das machen, werden sie die Lösung finden. Deshalb beobachten die beiden viele Jahre lang Vögel, messenGröße oder Menge von etwas feststellenmessen ihre Flügel, bauen verschiedene Apparate. Erst dann beginnt Otto mit praktischen Experimenten. Gustav kann wegen körperlicher Probleme an den Flugversuchen nicht mehr teilnehmen.

    Otto Lilienthal ist zwar ein Pionier, aber ein sehr vorsichtiger. Er weiß sehr genau, wie gefährlich die Flugversuche für ihn sein können. Er baut sich ein das Gerüst, -ehier: ≈ HolzkonstruktionGerüst in seinem Garten und beginnt mit der Sprung, Sprüngevon: springenSprüngen und Stehübungen gegen den Wind. Irgendwann entdeckt er in Derwitz bei Berlin einen kleinen Berg. Lilienthal erkennt: Das ist der ideale Ort für seine ersten Flugversuche.

    Als es im Frühjahr 1891 endlich warm genug ist, fährt er fast jeden Sonntag mit dem Zug dorthin. Seinen Flugapparat aus Holz lagert er in der Nähe. Oben angekommen, läuft er ein Stück, springt ab – und irgendwann bleibt er in der Luft. Jeden Versuch dokumentiert er genau. Er bleibt immer länger in der Luft. Bald kommt er 25 Meter weit. Er sucht sich andere Berge und lässt schließlich 1894 im Berliner Süden einen Berg für seine Flugexperimente aufschütten≈ einen Berg aus Erde machenaufschütten. Der „Fliegeberg“ wird für die Berliner zu einer Sehenswürdigkeit.

    Pionier und Multitalent

    Auch wenn Gustav Lilienthal an den praktischen Flugversuchen nicht teilnehmen kann, bleiben die Brüder ein Team. Die beiden sind enthusiastische der Erfinder, -Person, die neue Ideen hat und etwas Neues konstruiertErfinder und melden über die Jahre viele das Patent, -e≈ Erlaubnis, eine Idee oder Konstruktion als Einziger zu verkaufenPatente an. An den meisten Erfindungen haben sie zusammen gearbeitet. Bis zu seinem Tod bekommt Otto 25 Patente – nur vier davon sich beschäftigen mithier: zum Thema habenbeschäftigen sich mit dem Fliegen. Die Lilienthals erfinden zum Beispiel mehrere Techniken für die Dampfmaschine, -nMaschine, die Wasser so heiß macht, dass es zu Nebel wird: Daraus macht sie Energie.Dampfmaschinen.

    1889 publiziert Otto Lilienthal den Text Der Vogelflug als die Grundlage, -nBasisGrundlage der die Fliegekunstheute: Flugkunst = Wissen und Können, wie man gut fliegtFliegekunst. Darin beschreibt er ohne zu viele Details und in einer einfachen Sprache seine Gedanken und Experimente zum Fliegen. Auch darin ist Lilienthal Pionier: Leser, die wenige Kenntnisse in Physik haben, sollen seine Ideen auch verstehen können. Immer wieder berichtet er in der Vortrag, VorträgeRedeVorträgen und populärwissenschaftlichmit Expertenwissen, aber leicht zu verstehen für ein großes Publikumpopulärwissenschaftlichen Zeitschriften von seinen Flugversuchen.

    Neben seinem Enthusiasmus für das Fliegen zeigt er auch Interesse für soziale Experimente. In seiner eigenen Dampfmaschinenfabrik beteiligen anhier: einen Teil geben vonbeteiligt er seine Angestellten schon im Jahr 1890 mit 25 Prozent beteiligen anhier: einen Teil geben vonam Profit – für die damalige Zeit eine Revolution.
     

    Für das Fliegen gibt er viel – und riskiert viel.


    Lilienthal ist ein Multitalent. Und trotz aller Vorsicht: Für das Fliegen gibt er viel – und riskiert viel. Fast seine ganze Freizeit widmenhier: verwenden fürwidmet der Vater von vier Kindern dem Fliegen. Mehr als 2000 Mal geht er in die Luft. Zum letzten Mal am 9. August 1896 bei Stölln im Berliner das Umlandäußere Regionen einer Metropole; Region direkt um eine StadtUmland. Es ist ein sonniger Tag, der Himmel ist blau. Aber der Wind wird zum Problem. „Nur noch einen letzten Flug“, sagt Otto Lilienthal zu seinem Mechaniker.  Aber dann erfassenhier: ≈ mit Kraft mitnehmenerfasst eine die Bö,-enplötzlicher, kurzer Wind seinen Apparat, Lilienthal abstürzenhier: aus großer Höhe fallenstürzt ab. Er wird am Rücken verletzt. Einen Tag später stirbt er.

    So bezahlt Otto Lilienthal seinen der Traum, TräumeWunsch; IdealTraum vom Fliegen am Ende mit seinem Leben. Auf seinem der Grabstein, -eStein auf dem Grab mit dem Namen und den Lebensdaten des Toten (das Grab, Gräber: Platz, an dem ein Toter liegt)Grabstein in Berlin-Lankwitz steht: „Opfer bringenhier: etwas Unangenehmes akzeptieren, um neues Wissen zu bekommen und Fortschritt zu erreichenOpfer müssen Opfer bringenhier: etwas Unangenehmes akzeptieren, um neues Wissen zu bekommen und Fortschritt zu erreichengebracht werden.“

     

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