Tägliche Routine: Bitte und Danke!

    Mittel
    Deutsch perfekt 6/2017
    Wie bitte?
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    Von Claudia May

    Deutsche sich bedankenDanke sagenbedanken sich gern für alles: für die Schere vom Kollegen, das Brötchen vom Bäcker – oder auch für noch mehr Arbeit. wobeihier: ≈ obwohlWobei sie bei Letztere (-r/-s)von zwei oder mehr genannten Dingen das letzteLetzterem ziemlich ironisch werden können. Wie immer es kommt auf ... andas hängt von ... abkommt es auf den Kontext es kommt auf ... andas hängt von ... aban, wann man welchen Ausdruck verwendet und wie man ihn sagt. 

    Bittformeln

    Achtung: Alle Bittformeln sind sehr stark vom Kontext und der Situation abhängig. Bei bestimmte (-r/-s)hier: spezielle (-r/-s); ­­so, dass … wichtig istbestimmter die Betonung, -enIntonationBetonung können sie zum Beispiel auch extrem unhöflich und fordernd≈ so, dass man ein Kommando gibtfordernd sein.

    Wie bitte?

    Diese Routineformel ist für Deutschlernende ex­trem wichtig. Denn man sagt sie, wenn man etwas akustisch nicht verstanden hat. Vom Gesprächspartner wird erwartenhier: meinen, dass … als Antwort kommterwartet, dass er dann seine letzte die Äußerung, -enAussageÄußerung wiederholt.

    Einen Moment / Augenblick bitte!

    Dies sagt man, wenn der Gesprächspartner kurz warten soll. Das kann zum Beispiel der Verkäufer in einer Bäckerei sein, von dem ein Kunde ein Stück Kuchen haben möchte – der aber vorher noch schnell die Brötchen aus dem der Ofenhier: Teil des Herds, in dem man backtOfen holen muss. Auch am Telefon ist es üblichnormalüblich, dass man seinen Gesprächspartner bittet, kurz zu warten. Zum Beispiel dann, wenn man ihn mit einem anderen Gesprächspartner verbindet. Eine verbale Reaktion auf diese Bitte wird nicht erwartet. Man kann kurz nickenden Kopf wiederholt nach oben und unten bewegen und damit Ja sagennicken (am Telefon ist das natürlich nicht nötig). Oft hört man aber trotzdem Antworten wie Natürlich! oder Lassen Sie sich Zeit!.

    Darf ich mal durch/vorbei?

    Korrekt heißt es eigentlich Darf ich mal durchgehen? oder Darf ich mal vorbeigehen?. Es wird aber immer die kurze Variante benutzt. Und zwar dann, wenn jemand im Weg steht und man gern durch- oder vorbeigehen möchte. Eine Antwort wird auf diese Bitte nicht erwartet, aber natürlich, dass man Platz machenzur Seite gehenPlatz macht. Man kann aber auch mit Ja klar! oder Bitte! antworten.
    Die noch kürzere Form Darf ich mal? funktioniert auch. Diese kann man auch in anderen Situationen benutzen. Zum Beispiel dann, wenn man um die Kleinigkeit, -enunwichtige Sache; DetailKleinigkeiten bittet – oder eine die Handlung, -envon: handeln = tun; machenHandlung übernehmenhier: weitermachenübernimmt:
    > Ich kriege diese Flasche nicht auf!
    < Darf ich mal?

    Entschuldigung! / Verzeihung!

    Diese Bitten können die gleiche Funktion wie Darf ich mal vorbei? haben. Erwartet wird dann, dass die die angesprochene Person, -enPerson, zu der man etwas gesagt hatangesprochene Person Platz macht. Auch im Restaurant rufen Sie den Kellner mit diesen Ausdrücken zu sich, wenn Sie noch etwas bestellen möchten. Gleichzeitig können diese Wörter als Entschuldigungsformel benutzt werden (siehe unten).

    Würden Sie bitte …? / Würdest du bitte …?

    Mit dieser Routineformel auffordernbitten, dass jemand etwas tutfordert man die angesprochene Person höflich auffordernbitten, dass jemand etwas tutauf, etwas zu tun. Man kann sie für wirklich alles einsetzenhier: benutzeneinsetzen und sollte sie sich deshalb gut merken. Ähnlich funktionieren Könnten Sie bitte …? / Können Sie bitte …? und Könntest du bitte …? / Kannst du bitte …?. Eine andere Variante ist Kann ich bitte …?. Die erwartete Antwort ist entweder Gerne! / Ja, klar! / Natürlich! (positiv) oder (Das geht) Leider nicht! / Das ist leider nicht möglich! (negativ).
    > Würden Sie bitte kurz Platz machen?
    < Ja klar!
    > Kann ich bitte noch etwas von dem Salat haben?
    < Das geht leider nicht. Er ist alleugs., hier: so, dass nichts mehr übrig istalle.

    Ich hätte gern … / Ich bräuchte bitte …

    Diese Routineformeln sich eignen fürgut passen beieignen sich gut sich eignen fürgut passen beifür das Einkaufen: Ich hätte gern 100 Gramm die Gelbwurst≈ bei der Herstellung gekochte Wurst mit hellem Fleisch in einer gelben PlastikhautGelbwurst! Aber auch in anderen Alltagssituationen sind sie nützlichso, dass sie helfennützlich. Zum Beispiel, wenn man jemanden auffordern möchte, etwas herzubringen: Ich bräuchte bitte den roten der Ordner, -Gegenstand aus Plastik oder hartem Papier, in den man Zettel, Rechnungen etc. legtOrdner! Eine weniger höfliche Variante ist: Ich brauche bitte … Diese sollte man deshalb nur in informellen Situationen bei vertrautsehr gut bekanntvertrauten Personen benutzen. Die Reaktion kann positiv oder negativ sein mit Antworten wie Bitte schön! / Sehr gern! oder Da kann ich leider nicht helfen!.

    Bittformeln

    Entschuldigung! / Tut mir leid! / Verzeihung!

    Dies sind die Klassiker, wenn man sich entschuldigen will. Zum Beispiel dann, wenn man aus Versehenohne Absichtaus Versehen ein Glas des der Gastgeber, -Person, die Gäste einlädt oder gerade Gäste hatGastgebers auf den Boden fallen lässt. Man kann die Formel Tut mir leid! auch noch variieren und steigernhier: stärker oder intensiver machensteigern: Es/Das tut mir (wirklich sehr / wahnsinnigverrückt; hier: ugs.: sehrwahnsinnig) leid! Von Entschuldigung! gibt es außerdem noch persönlichere Varianten: Entschuldige (bitte)! und Entschuldigen Sie (bitte)!. Eine nette (und erwartete) Reaktion des Gastgebers ist dann eine Aussage wie Kein Pro­blem! / Das macht nichts! / Nichts passiert! / Ist schon gut!.  

    Sie entschuldigen mich (kurz / für einen Augenblick). / Du entschuldigst mich (kurz / für einen Augenblick).

    Diese Formel wird meistens benutzt, wenn man während eines Gesprächs kurz weggehen muss. Das kann bei einem persönlichen Gespräch sein, aber auch bei einem das Telefonat, -eTelefongesprächTelefonat. Ist der der ZeitraumZeitintervallZeitraum des Weggehens begrenzthier: kurz; ein paar Minutenbegrenzt, wird die Aussage mit kurz / für einen Augenblick kombiniert.

    Die Dankesformeln

    Danke! / Danke sehr!

    In Deutschland bedankt man sich ständigimmer; dauerndständig, auch wenn die Handlung des Gesprächspartners nichts Besonderes ist. Der Klassiker ist hier das einfache Danke!. Ein Danke sehr! ist formeller und wird deshalb auch eherhier: ≈ mehreher in formalen Situationen benutzt.
    Mögliche Antworten: Kein Problem! / Nichts zu danken! / Bitte!

    Vielen Dank! / Danke vielmals!

    Das viel verstärkenstärker oder intensiver machenverstärkt den Dank. Es soll deutlich machen: Hier war die Handlung des Gesprächspartners nicht so geringfügiggering; kleingeringfügig wie bei einem einfachen Danke!. Von dieser Formel gibt es viele Varianten: Herzlichen Dank! / Besten Dank! / Tausend Dank! / Schönen Dank! / Lieben Dank!
    Erwartete Antworten sind: Nichts zu danken! / Keine Ursache!≈ Das habe ich gern gemacht.Keine Ursache! / Gern geschehen!≈ Das habe ich gern gemacht.Gern geschehen! / Es war mir ein das VergnügenFreudeVergnügen!
    Achtung: Lieben Dank! ist informell – man sollte den Gesprächspartner gut kennen.
    Achtung Ironie: Besonders die Formel Schönen Dank! wird auch gern benutzt, um klarmachenugs.: zeigen; machen, dass man etwas verstehtklarzumachen, dass einem etwas nicht gefällt – dann oft in der Kombination mit auch:
    > Und hier ist noch mehr Arbeit für dich!
    < Schönen Dank auch!

    Ich bedanke mich (ganz herzlich)!

    Diese Formel ist etwas formeller und wird benutzt, wenn die Handlung des Gesprächspartners eher außergewöhnlich<-> durchschnittlichaußergewöhnlich war. Man sollte sie also nicht beim Bäcker benutzen, wenn man seine Brötchentüte bekommt. Sehr ähnlich ist Ich danke Ihnen/dir (für ...).
    Mögliche Antworten: Der Dank ist ganz meinerseits.Ich habe zu danken.Der Dank ist ganz meinerseits! / Gern geschehen! / Ich habe zu danken!

    Sehr nett von Ihnen/dir!

    Auch mit dieser Formel kann man sich für eine nicht so geringfügige Handlung bedanken. Aber bitte ohne strenghier: unangenehm; ≈ bösestrengen der Untertonhier: nicht direkter HinweisUnterton – denn das würde bedeuten, dass man etwas überhaupt nicht nett findet. Eine Variante: Wie aufmerksamhier: freundlich; nettaufmerksam!
    Mögliche Antworten sind: Das war doch selbstverständlich! / Das habe ich doch gern gemacht! / Das nicht der Rede wert seinhier: keine große Sache seinwar doch nicht der Rede wert seinhier: keine große Sache seinnicht der Rede wert! / Passt scho(n)! (= Das ist schon in Ordnung; süddt.) / Da nicht für! (= Dafür brauchst du dich nicht extrahier: speziell; nur wegen einer Sacheextra zu bedanken; norddt.)