„Wir schaffen das!“

    Mittel
    Deutsch perfekt Audio 10/2025
    Angela Merkel
    © picture alliance / REUTERS

    Starten Sie den Audio-Text

    Mit dem Audio-Player können Sie sich den Text anhören. Darunter finden Sie das Transkript.

    Transkript: „Wir schaffen das!“

    Vor zehn Jahren muss sich Bundeskanzlerin Angela Merkel entscheiden: Was macht Deutschland mit den vielen Menschen aus Syrien, Afghanistan und anderen Ländern, die hierher wollen?

    Eine Zahl kann nicht die Geschichte eines Menschen erzählen. Eine Zahl kann keinem Leben gerẹcht werdenhier: adäquat/passend seingerecht werden. Aber Zahlen können die Dimension, -enhier: ≈ Größe; Menge; IntensitätDimensionen zeigen. So wie diese: In den Jahren von 2003 bis 2013 haben durchschnittlich circa 50 000 Menschen pro Jahr in Deutschland Asyl beantragt. 

    Das ändert sich 2014: Da hat es 202 834 das AsylAufenthalt, den ein Staat einem Ausländer erlaubt, weil das Leben in seiner Heimat aus politischen, ethnischen oder religiösen Gründen gefährlich für ihn istAsylanträge gegeben. 2015 waren es 476 649 Anträge. 2016? 745 545 Anträge. So viele Menschen haben ihr das ZuhauseHaus/Wohnung, in dem/der man zu Hause ist; hier: Platz zum LebenZuhause verloren und gehofft, ein neues in Deutschland zu finden. Zwischen all den Ängsten, Sorgen und Wünschen sehen sich die Leute in Deutschland und Europa vor allem die Politik einer Frau sehr genau an: Angela Merkel ist zu dem Zeitpunkt die deutsche Bundeskanzlerin.

    Merkel wird in dieser Zeit einen Satz sagen, an dem ihre Politik auch Jahre später noch mẹssen ạn≈ genau prüfen wegen; entscheiden, wie gut oder schlecht etwas istgemessen wird. Drei Worte, die Hoffnung machen sollen: „Wir schạffeneine schwierige Aufgabe mit Erfolg erledigenschaffen das.“ Zehn Jahre später ist die Frage: Was haben wir geschafft – und was nicht?

    Im Jahr 2015 sind so viele Menschen auf der die Flụchthier: Weggehen aus der Heimat aus religiösen, politischen, wirtschaftlichen oder ethnischen GründenFlucht wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Die meisten Menschen kommen aus Syrien. Sie flüchtenaus der Heimat aus religiösen, politischen, wirtschaftlichen oder ethnischen Gründen weggehenflüchten vor dem Krieg in ihrem Land. Aber auch aus Afghanistan, dem Irak und Pakistan flüchten besonders viele Personen. Kriege, humanitäre Krisen, Terror, politische Instabilität, wirtschaftliche Not – viele Menschen haben keine andere Option. Sie können nicht in ihrer Heimat bleiben. Immer mehr flüchten über die Balkanroute: über Griechenland, Nordmazedonien, Serbien und Ungarn nach Österreich. Zu Fuß, in Bussen, der Transpọrter, -≈ großes Auto zum Transport von Produkten↓Transportern und Booten.

    die Spọrthalle, -nsehr großer, hoher Raum, in dem man Sport machen kannSporthallen werden zu die Notunterkunft, -ü-eUnterkunft, in der Menschen für kurze Zeit wegen eines Notfalls wohnen könnenNotunterkünften. Menschen werden zu Freiwilligen. Freiwillige bringen Kleidung und Essen. Sie übersetzen, helfen bei Terminen in Ämtern. Sie unterrichten Deutsch. Die die Hịlfsbereitschaft≈ Wunsch, anderen zu helfenHilfsbereitschaft ist groß. Aber die Pro­bleme sind es auch. Zu wenig Unterkünfte, zu wenig Geld, zu wenig Hilfe. 

    Individuen, Gruppen und Parteien benutzen die Situation für ihre eigenen politischen Interessen: Sie propagieren Angst und Ärger. Es gibt immer mehr die Gewạlthier: ≈ Aggression; kriminelle AktionGewalt gegen der/die Geflüchtete, -nPerson, die aus religiösen, politischen oder ethnischen Gründen aus ihrer Heimat weggegangen ist / weggehen mussteGeflüchtete. Das das Bụndeskriminalamt≈ höchste Polizei in DeutschlandBundeskriminalamt informiert über 1031 Delikte gegen die Asylunterkunft, -ü-eUnterkunft für Personen, die in einem Land um Asyl bittenAsylunterkünfte – fünf mal mehr als noch ein Jahr vorher.

    Die Ämter kommen mit den vielen Asylanträgen nicht zurecht. Das Bundesamt für Flüchtlinge und Migration stoppt das Dublin-das Verfahren, -hier: ≈ System, wie und wo über einen Asylantrag entschieden werden soll↓Verfahren für Personen aus Syrien: Sie müssen jetzt nicht mehr in dem Land der Europäischen Union Asyl beantragen, das sie als Erstes erreichen. Die Zahl der Geflüchteten steigt weiter.

    Am 28. August findet die Polizei in Österreich 71 Tote in einem Lastwagen. Die aus Syrien und dem Irak geflüchteten Menschen wurden von der Schlẹpper, -  hier: 👄 Person, die andere illegal in ein anderes Land bringtSchleppern zurücklassenhier: von einem Ort weggehen und jemanden dort lassenzurückgelassen und sind in dem Wagen erstịckennicht mehr genug Luft bekommen und deshalb sterbenerstickt. Vier Tage später gibt es andere schreckliche Nachrichten: Medien zeigen ein Foto von dem zwei Jahre alte Alan Kurdi. Er liegt tot am Strand. Diese Nachrichten werden zu Symbolen der Krise.

    Am 31. August gibt die Bundeskanzlerin eine Pressekonferenz. Sie sagt: Die meisten Bürgerinnen und Bürger kennen zum Glück nicht die Konstitution, in der viele Geflüchtete leben: die absolute die Erschöpfungvon: erschöpft sein = müde und ohne Kraft seinErschöpfung und zur gleichen Zeit die Angst um das eigene Leben, das Leben der Kinder oder der Partnerinnen. 

    Merkel sagt: „Wir stehen vor einer großen, nationalen Aufgabe.“ Sie erzählt, welche großen Aufgaben Deutschland in der Vergangenheit schon geschafft hat. „Ich sage ganz einfach: Deutschland ist ein starkes Land.“ Und dann sagt sie: „Wir haben so vieles geschafft. Wir schaffen das. Wir schaffen das, und wo uns etwas ịm Wege stehen≈ stören; Probleme machenim Wege steht, muss es überwụndenPart. II von: überwinden = hier: mit großer Anstrengung ein Problem lösenüberwunden werden, muss daran gearbeitet werden.“

    Eine Woche später starten in Ungarn circa 3000 Geflüchtete. Sie wollen die 180 Kilometer nach Deutschland über Österreich zu Fuß laufen. Ungarn reagiert und sagt: Wir schicken sie mit Bussen. Merkel und ihr österreichischer Kollege Werner Faymann müssen entscheiden: Lassen sie die Leute in ihre Länder? 

    Das tun sie. Eine Entscheidung, die viele als Grund für die hohen Zahlen Geflüchteter in Deutschland sehen.

    Die Zahlen, die die ungarische Regierung genannt hat, sind kleiner, als die Gruppe wirklich groß ist. Und es kommen immer mehr Menschen. alleinhier: ≈ wenn man nur … ansieht, …; nurAllein in München kommen jetzt jeden Tag mehrere Tausend Geflüchtete an. 

    Einerseits stehen dort Hụnderte (Pl.)Zahl von mehreren Hundert, die man nicht genau kennt
    Hunderte
    Menschen, die applaudieren und die Ankommenden umạrmendie Arme legen um; hier auch: gern akzeptierenumarmen. Andererseits gibt es immer mehr Gewalt gegen Geflüchtete. Immer mehr politische Mobilisierung. Immer mehr Streit zwischen den Parteien. Viele wollen ein Maximum an Geflüchteten in Deutschland fẹstlegenhier: ≈ planen; regulieren; vereinbarenfestlegen. Merkel lehnt ab: „die Ạbschottungvon: sich abschotten ≈ sich isolierenAbschottung und Nichtstun sind keine Lösung im 21. das Jahrhụndert, -e≈ Zeit von 100 JahrenJahrhundert.“

    Am Ende des Jahres 2017 gibt es aber doch eine Zahl: 200 000 Menschen dürfen pro Jahr nach Deutschland kommen. In den folgenden Jahren kommen zum Teil auch weniger Geflüchtete. Erst 2022 gibt es zum ersten Mal wieder mehr als 200 000 Asylanträge.

    Neugierig auf mehr?

    Dann nutzen Sie die Möglichkeit und kombinieren Ihr optimales Abo ganz nach Ihren Wünschen.