Vokabeln lernen – mit Haut und Nase?

    Mittel
    Deutsch perfekt 12/2021
    Birne mit Stift
    © Ilija Perkovic/Shutterstock.com
    Von Guillaume Horst

    Wer im Internet recherchierennach Informationen suchenrecherchiert, wie er am effektivsten eine Sprache lernt, findet schnell diesen Tipp: herausfindenentdeckenFinde heraus, gehören zuein Teil sein vonzu welchem Lerntyp du gehören zuein Teil sein vongehörst. Dabei werden meistens vier Typen genannt: Der auditive Lerntyp lernt besonders gut durch das Hören. Der visuelle Lerntyp muss den Lerninhalt sehen. Der haptische Lerntyp will beim Lernen etwas in die Hand nehmen. Und der kommunikative Lerntyp muss mit Leuten sprechen. Auf den ersten Blick scheint … zu seinhier: man könnte meinen, es ist …scheint dieses System auch logisch scheint … zu seinhier: man könnte meinen, es ist …zu sein. Jeder Mensch entdeckt in seinem Leben persönliche Lerntaktiken – und es gibt keine Methode, die für jeden von uns funktioniert.

    Aber: „Bis jetzt hat keine die Forschung, -enArbeit für mehr WissenForschung diese Lerntypen nachweisenzeigen, dass … wahr istnachweisen können“, sagt Ines Langemeyer, Professorin für Lehr-Lernforschung am Karlsruher Institut für Technologie. Das ist für Langemeyer auch keine Überraschung. Im Gegenteil. Es wäre komisch, wenn wir zeigen könnten: Manche Menschen wahrnehmenhier: verstehen; Wissen integrierennehmen fast nur visuell wahrnehmenhier: verstehen; Wissen integrierenwahr und andere vor allem auditiv, findet die Professorin. „Unsere der Sinn, -ehier: ≈ Körperteil, mit dem man sehen, hören, riechen, fühlen oder schmecken kannSinne zusammenspielenhier: ≈ in Interaktion seinspielen zusammen, das ist biologisch angelegtso, dass es Teil der DNA istbiologisch so biologisch angelegtso, dass es Teil der DNA istangelegt. Ich sehe und höre gleichzeitig etwas und mein das Gehirn, -eOrgan mit dem man denkt und fühltGehirn koordiniert das miteinander“, erklärt sie.

    Deshalb sprechen vonhier: es … nennensprechen viele die Wissenschaftlerin, -nenForscherinWissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heute sprechen vonhier: es … nennenvom multisensorischen Lernen. Katharina von Kriegstein, Professorin für Kognitive und Klinische Neurowissenschaft an der Technischen Universität Dresden, hat in den letzten Jahren viel zu diesem Thema geforscht. Gemeinsam mit anderen hat sie ein Experiment gestartet. Sie entwickelnhier: sich etwas Neues überlegenentwickelten die Kunstsprache Vimmi und ließen die der Studienteilnehmer, -Teilnehmer eines ExperimentsStudienteilnehmer die Vokabeln dieser Sprache lernen. Dabei sollten die Lernenden verschiedene Sinne benutzen: Sie sahen ein Bild zu der Vokabel, malten die Vokabel symbolisch in die Luft oder drückten sie mit einer Geste aus. Danach kontrollierten die Forscher, ob sich die Studienteilnehmer später noch an die Übersetzung der Vokabel erinnern konnten. „Am besten hat es funktioniert, wenn den Leuten Gesten zu den einzelnen Wörtern vormachenhier: zeigen, wie etwas richtig gemacht wirdvorgemacht wurden und sie diese dann auch imitieren“, beschreibt Kriegstein die Resultate der Untersuchung. Wenn die Teilnehmer die Gesten nur sahen, war der Effekt allerdings≈ aberallerdings nicht so stark. „Die die MotorikBenutzen der Finger und HändeMotorik war also auch wichtig, deshalb sprechen wir gern vom sensomotorischen Lernen“, sagt Kriegstein. Aber auch die anderen Aktivitäten, bei denen mehrere Sinne nutzen≈ benutzengenutzt wurden – zum Beispiel Bilder sehen – waren eine Hilfe, dass die der Proband, -enStudienteilnehmerProbanden sich merken<=> vergessensich die Wörter gut sich merken<=> vergessenmerken konnten.

    Diese Resultate zeigen: Deutschlernende sollten … versuchenhier: es wäre gut, wenn sie … versuchensollten immer sollten … versuchenhier: es wäre gut, wenn sie … versuchenversuchen, multisensorisch und dabei vielleicht auch sensomotorisch zu lernen. Wer also das Wort die Birne lernen möchte, sollte eine Birne in die Hand nehmen, an ihr riechen, von ihr essen, das Wort laut sagen und am besten eine passende Geste dazu machen (zum Beispiel die spezielle Form der Frucht mit den Fingern in der Luft). „Wir denken, dass wir mit dem multisensorischen oder sensomotorischen Lernen wenigstens ein bisschen nachstellenhier: ≈ imitierennachstellen, wie es ist, eine Fremdsprache wie eine Muttersprache zu lernen“, erklärt Kriegstein. Denn ein Kind, das in Deutschland mit deutschsprachigen Eltern aufwächst, wird … so lernen: …hier: lernt … wahrscheinlich so: …wird das Wort Birne meistens auch wird … so lernen: …hier: lernt … wahrscheinlich so: …so lernen: Das Kind isst eine Birne, und jemand sagt ihm, wie diese Frucht heißt.

    Aber natürlich ist es nicht einfach, zu jeder Vokabel eine Geste, einen der Geruch, GerücheArt, wie etwas riechtGeruch oder ein Bild zu finden. Und es wird besonders kompliziert, wenn Lernende nicht konkrete Vokabeln, sondern ein abstraktes das Konzept, -eIdee; PrinzipKonzept multisensorisch lernen möchten.

    Das Experiment von Kriegstein und ihren Kollegen hat nur untersucht, wie multisensorisches Lernen beim Merken von Vokabeln helfen kann.  Grammatische Konzepte mussten die Studienteilnehmer nicht lernen. Deshalb ist Kriegstein nicht komplett sicher, dass multisensorisches Lernen auch helfen kann, Grammatik effektiver zu lernen – sie glaubt es aber. „Es gibt Publikationen dazu, dass multisensorisches Lernen auch mit abstrakten Dingen funktioniert, zum Beispiel mit Mathematik. Wenn es kongruent ist – also wenn das Gelernte und die dazugehörighier: so, dass es passtdazugehörige Geste zueinanderdas eine zum anderenzueinander passen –, wird es auch mit Grammatik funktionieren“, sagt die Professorin.

    Ein grammatikalisches Prinzip, mit dem viele Deutschlernende Probleme haben, ist dieses: das Verb bei Nebensätzen am Ende zu platzierenhier: eine spezielle Position im Satz gebenplatzieren (Ich bleibe zu Hause, weil es heute sehr stark regnet). Beim Üben solche (-r/-s)≈ diese (-r/-s)solcher Sätze eine passende Geste zu finden, ist auf jeden Fall möglich. So könnten Lernende einen solchen Nebensatz laut sagen und dazu mit dem Arm eine Bewegung machen, als würden sie … nehmenhier: so, dass man meint, dass sie … nehmenals würden sie das Verb vom Anfang des Satzes als würden sie … nehmenhier: so, dass man meint, dass sie … nehmennehmen und es ans Ende setzen.

    Wenn Kinder eine Sprache lernen, hören und singen sie in dieser Sprache oft auch. Das ist eine sehr effektive Methode. Sie hilft vielen Kindern, eine Sprache schnell zu verinnerlichenhier: so genau kennen, dass man nicht nachdenken mussverinnerlichen. Das nutzt zum Beispiel der Musikpädagoge Magnus Gaul mit seiner Methode „Sprache lernen durch Singen, Bewegung und Tanz“ (SPRING). Er sagt: „Beim Sprachenlernen können sehr gut Techniken aus der Musikdidaktik anwendenverwendenangewendet werden:  Wiederholungstechniken zum Beispiel. Beim Singen wiederholt man etwas immer wieder, bis man es kann. Das ist auch wichtig, wenn man eine Sprache lernt.“ Laut Gaul können Kinder mit SPRING in drei Monaten eine Sprache lernen.

    Bei einem Sprachkurs für Erwachsene passiert es aber nur sehr selten, dass die Teilnehmenden zusammen ein Lied singen. „Beim Singen werden verschiedene Sinne ansprechenhier: stimulierenangesprochen. Es ist auch wichtig, dass bei Liedern reimenhier: Zeilen singen, die ein ähnliches Wortende habengereimt wird, und dass Musik und Rhythmus gegeben seinda seingegeben sind. Das spricht andere die Dimension, -enhier: Aspekt; RegionDimensionen des Denkens an“, erklärt Langemeyer.

    Deshalb empfiehlt die Professorin auch erwachsenen Sprachlernenden: keine Angst davor haben, in der Fremdsprache zu singen! „Musik ist emotional. Und wir wissen, dass wir uns dann etwas besser merken können. Ältere die Generation, -enhier: alle Menschen, die ungefähr gleich alt sindGenerationen auswendig kennenhier: so genau kennen, dass man sie ohne Modell singen kannkennen noch bis heute Lieder auswendig kennenhier: so genau kennen, dass man sie ohne Modell singen kannauswendig, die sie als Kinder gelernt haben.“ Ein Problem könnte aber sein, dass viele Erwachsene sich trauenkeine Angst haben, etwas zu tunsich nicht sich trauenkeine Angst haben, etwas zu tuntrauen, in einem Sprachkurs zu singen – oder komische Gesten zu machen, um sich Wörter zu merken. lauthier: wie … sagtLaut Langemeyer sollten Lerner diese Schamschlechtes Gefühl, weil einem etwas unangenehm istScham aber überwindenhier: aufhören, … zu habenüberwinden: „Vielleicht muss man da herangehen mithier: als Strategie benutzen, um etwas zu erreichenmit Humor herangehen mithier: als Strategie benutzen, um etwas zu erreichenherangehen. Dann wird man schnell sehen, welchen Effekt das hat, verschiedene Sinne zu nutzen – und wie gut es funktioniert.“

    Musikpädagoge Gaul kennt eine Lösung für die Scham der Erwachsenen: „Mit einem Kinderlied kann man Erwachsene nicht abholenhier: etwas anbieten, das … gefälltabholen. Aber mit einem einfachen Rap kann man sehr gut einen Dialog starten. Dann werden auch Erwachsene einbindenhier: ≈ teilnehmen lasseneingebunden und gar nicht anders können, als zu …hier: auf jeden Fall … müssenkönnen gar nicht anders, als mitzumachen.“

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