Ja, ich will!

    Mittel
    Deutsch perfekt 1/2021
    Illustration: Schwein am Schreibtisch
    © Sebastinan Schwamm
    Von Barbara Kerbel

    Der Jahreswechsel ist die Zeit der großen der Vorsatz -sätze≈ Sache die man in Zukunft tun will oder nicht mehr tun willVorsätze. Endlich wieder joggen gehen, ein paar Kilo abnehmen – oder große Pläne fürs Sprachenlernen machen. Diesmal klappt das bestimmt! Wer kennt sie nicht, die ganz besondere Motivation, mit der vielleicht noch am das/der Silvester -letzter Tag im Jahr; 31. DezemberSilvesterabend die Laufschuhe vor die Tür gestellt, der Fitnesskurs gebucht oder die Grammatikbücher auf dem Schreibtisch aufschlagenhier: (ein Buch) öffnenaufgeschlagen werden? Zu jedem Jahresbeginn gehört aber auch, dass die Motivation oft schon nach wenigen Wochen wieder kleiner wird. Beim Deutschlernen soll Ihnen das im neuen Jahr nicht passieren – dabei soll dieser Text helfen.

    Anfangen!

    Warum tun Menschen, was sie tun? Diese Frage interessiert Philosophen, Psychologen und Pädagogen seit langer Zeit. In einem sich einig seindie gleiche Meinung habensind sich die Experten sich einig seindie gleiche Meinung habeneinig: Anstrengendes machen wir nur, wenn wir ein Ziel haben. Ohne zu wissen, warum oder wofür man eine Sprache lernen soll, wird es sehr schwer, sich dazu zu motivieren. „Wichtig ist es, den Rubikon zu überschreitenhier: gehen über; überquerenüberschreiten“, sagt die Bielefelder Professorin für Deutsch als Fremdsprache (DaF) Claudia Riemer, die seit vielen Jahren die Motivation beim Deutschlernen untersucht.

    Der Rubikon ist die vielleicht berühmteste Metapher der Motivationspsychologie. Gemeint ist damit der Moment, in dem aus einem der Wille, -nhier: Absicht; PlanWillen eine die Handlung, -enhier: Aktion; TunHandlung wird. Basis der Metapher ist der italienische Fluss Rubikon. Julius Cäsar überquerte ihn im Jahr 49 vor Christus in Richtung Rom und begann damit einen Krieg. So in Gang setzenmachen, dass etwas beginntsetzte er eine Dynamik in Gang setzenmachen, dass etwas beginntin Gang, die nicht mehr zu stoppen war. Nach dem Rubikonmodell erlebenhier: die Erfahrung machenerlebt jeder, der ein Ziel hat, nacheinanderhier: in einer Reihenfolgenacheinander vier Phasen: abwägenVor- und Nachteile einer Sache vergleichen und genau überlegenAbwägen, Planen, Handeln und bewertensagen, ob etwas gut oder schlecht istBewerten. sobaldhier: wennSobald einmal die Entscheidung zum Handeln fallenhier: stattfinden; passierengefallen ist, Es gibt kein Zurück mehr.Die Aktion ist nicht mehr zu stoppen.gibt es kein Zurück mehr.
     

    Beim Sprachenlernen geht es gar nicht so sehr um Wissen, sondern um Psychologie.


    Was setzt beim Lernen die Dynamik in Gang? „Die Motive der Lernenden sind sehr individuell“, sagt Riemer. Jeder muss seinen eigenen Rubikon finden. Das Ziel kann innerhalbhier: in der Personinnerhalb oder außerhalbhier: nicht in der Person, sondern außenaußerhalb der eigenen Person liegen. Die Psychologie unterscheidet zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation. Intrinsische Motivation bedeutet ein tiefhier: großtiefes Interesse für etwas. Extrinsische Motivation wird durch Motive von außen auslösender Grund sein fürausgelöst, zum Beispiel durch Geld.

    Nicht ohne Ziele lernen!

    Eine Sprache ist nicht irgendein Lerninhalt – sondern ein Mittel zur Kommunikation. „Beim Sprachenlernen geht es gar nicht so sehr um Wissen, sondern um Psychologie“, sagt Sarah Mercer. Die Professorin für Didaktik der die Anglistik≈ systematisches Studieren der englischen Sprache (von Großbritannien, Irland und der Commonwealth-Länder) und ihrer LiteraturAnglistik an der österreichischen Universität Graz ist eine der Pionierinnen der internationalen, interdisziplinären Sprachlernpsychologie, bei der Emotionen beim Fremdsprachenlernen im Zentrum stehen. Wer eine neue Sprache lernt, hinzufügenergänzen mitfügt seiner die Persönlichkeit, -enhier: Mensch mit seinem eigenen CharakterPersönlichkeit neue Facetten hinzufügenergänzen mithinzu: Diese die Grundthese, -nBasistheseGrundthese der Sprachlernpsychologie macht die Untersuchung der Motivation so interessant – aber auch ziemlich komplex.

    Analog zur Unterscheidung zwischen extrinsischer und intrinsischer Motivation unterscheidet die Sprachlerndie Forschung, -enArbeit für mehr Wissenforschung zwischen integrativen und instrumentellen Motiven. Wer eine Sprache aus integrativen Motiven lernt, interessiert sich für die Kultur einer Gruppe, gehören zu≈ ein Teil sein vonzu der er gehören zu≈ ein Teil sein vongehören möchte. Wer aus instrumentellen Gründen lernt, will mit Sprache vor allem etwas erreichen – zum Beispiel einen besseren Job. Diese Unterscheidung geht auf den kanadischen Psychologen Robert Gardner zurück. Bis in die 90er-Jahre hat sie die Sprachlernforschung dominiert. Intrinsische oder integrative Motive gelten alshier: akzeptiert sein alsgalten als die besseren Voraussetzungen für Lernerfolg.
     

    Illustration: Laptop mit kleiner gelber Figur drin


    Inzwischen halten fürmeinen, dass … isthalten viele Experten Gardners Theorie halten fürmeinen, dass … istfür zu ungenau. Zum Beispiel, weil bei vielen Lernenden integrative und instrumentelle Motive kaum voneinander trennenhier: eines ohne das andere sehenvoneinander zu trennen sind. „Es gibt keine besseren oder schlechteren Gründe, Deutsch zu lernen“, sagt Britta Hufeisen, die an der Technischen Universität (TU) Darmstadt Professorin für DaF ist und deren Sprachenzentrum leitet. „Auch ein extrinsisches Ziel wie die Aussicht auf einen tollen Job kann zu einer riesigsehr großriesigen Motivation führen.“

    Claudia Riemer hat viele Jahre lang in rund 20 Ländern mehr als Tausend Deutschlernende befragenviele Fragen stellenbefragt. Sie war überrascht, wie wichtig die ins­trumentellen Motive bei den Befragten sind: Viele wollen entweder selbst Deutsch unterrichten, in einem deutschsprachigen Land studieren oder mit Deutschkenntnissen einen Job in einer internationalen Organisation bekommen. Das alles sind sehr starke Motive, den Rubikon zu überschreiten. „Die Motivation, eine Sprache zu lernen, ist komplex, individuell und dynamisch“, sagt Riemer.

    Das zurzeit populärste Motivationsmodell zurückgehen aufhier: erfunden worden sein; zuerst benutzt werden von (erfinden: sich etwas Neues überlegen)geht auf den ungarischen Psycholinguisten Zoltán ­Dörnyei zurückgehen aufhier: erfunden worden sein; zuerst benutzt werden von (erfinden: sich etwas Neues überlegenzurück. Auch für ihn ist die Motivation ein dynamischer Prozess. Im Zentrum seiner Theorie steht der Blick in die Zukunft: Lernende sollten …hier: es wird empfohlen, dass …sollten sich vor Augen rufenhier: intensiv nachdenken übersich ihr „zukünftiges Selbst“ sich vor Augen rufenhier: intensiv nachdenken übervor Augen rufen, um ihre Ziele zu definieren – also was sie mit und in einer Sprache erreichen wollen. „Fragen Sie sich, welches Sprachen-Selbst Sie sein möchten“, rät Riemer. Wer eine stabile Vision von sich in der Zukunft hat, schafft auch den Weg dorthin.

     

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